Das Lagerfeuer

"Ganz einfach. Die Asche trägt immer noch alles, was diePflanze enthalten hat, und gibt es an die Erde ab, so dass die Samen im Erdboden gut und schnell wachsen können. Etwas stirbt, um etwas anderem den Weg ins Leben zu ebnen."

Er sah auf die Grasnarbe und schmunzelte... es gab auchFeuer, dass nichts neues entstehen lies, aber das verschwieg er lieber.

Sie blickte nun auf Ísólfur.
"Aber ich dachte, dass Feuer - nun alles verbrennt - also wirklich alles. Alles, das Leben erschaffen könnte."

"Nun, wenn das Feuer nicht tief genug geht, dann erreicht es den Samen im Erdboden nicht. Und dieser ernährt sich von der Asche... ich dachte ihr Elfen wisst gut über die Natur und ihre Gesetze bescheid? Mein Volk düngt seine Felder schon seid Jahrhunderten mit der Asche von verbrannten Pflanzen, die nicht benötigt werden."

Leicht verwundert blickt er nun auf Cythi

"Düngen?" Ihre Augen bildeten ein einziges Fragezeichen.
"Wir machen gar nichts mit der Natur. Sie gibt uns einfach."

"Nur, habt Ihr schon mal gesehen wie die Natur sich ihre Dinge, die ihr genommen wurden wieder aneignet? Wenn sich Pflanzen nach all den Jahren wieder das nehmen was ihnen einst gehörte?"

"Ja. Aber diese Zivilisation wurde nicht niedergebrannt." Sie war sichtlich immer noch verwundert.

"Und wieso meint ihr lernt dann niemand aus solchen Fehlern? Weshalb wird das Feuer dann klein gehalten und in Lampen gesperrt? Weshalb wird es genutzt nur damit andere Wesen im Dunkeln sehen können? Merkt Ihr nicht das die Flammen genauso benutzt werden wie jedes andere Gut auch? Oder würdet Ihr ein Leben hinter einem goldenem Käfig vorziehen?. Ist es nicht verständlich das die Flammen sich dann ihre eigenen Wege suchen?"
Die letzten Worte sprach er mehr zu sich selber als zu der Elfe, während er im Schein des Feuers leise zu summen anfing

"Haltet Ihr alle Wälder dieser Kontinente für goldene Käfige?", fragte sie knapp im Gegenzug.

"Könnt Ihr Euch denn ausserhalb genauso frei und unbeschwert bewegen wie innerhalb dieses geschützten Refugiums?"

Ísólfur verstand die Konversation der beiden nicht mehr so recht. Den Beginn selbst... goldener Käfig... er hatte den Zusammenhang vollkommen verloren.
Er hörte ihnen zwar weiterhin zu, aber er hatte irgendwie das Gefühl, dass sich hier eine Meinungsverschiedenheit anbahnte...

"Bitte versteht mich nicht falsch" , setzte der Halbelf nach einer kurzen Pause hinzu.
"Es ist nur leider so das ich Eure Reaktionen leider schon zu oft gehört habe, aus verscheiden Mündern. Es fehlt leider viel zu oft an Verständnis für meine Zunft."

"Dann erläutert mir Eure Zunft.", bot sie an. "Ich will versuchen, es zu verstehen. Mehr kann ich leider nicht anbieten."

"Ich versuche lediglich zu zeigen, dass sowohl das Feuer als auch seine Hitze nicht als Feinde zu betrachten oder gar zu fürchten sind. Es ist viel mehr wie ein verzogenes Kind, welches noch nicht gelehrt wurde sich recht zu benehmen. Es tut mir leid wenn ich Euch mit meinem Gestammel nicht recht weiterhelfen kann."
Versuchte sich Helsing zu entschuldigen und starrte betrübt zu Boden.

Sie presste die Lippen zusammen. "Nein. Ich denke, ich kann es nachvollziehen. Es ist so ungehorsam wie jede Person, die frei gelassen wurde, im Egoismus gestärkt. Wenn es nicht bereits zu Beginn gezähmt wird, kann es verheerend sein, wie derjenige, der es legt. Doch genauso eine Wohltat.", versuchte sie begreifend zu verstehen.

"Ja so in etwa", nickte der Halbelf "Wisst Ihr, es ist so einfach etwas zu verdammen, als das Gute darin zu sehen. Und gerade dieser Grad des Wandelns fasziniert mich. Es ist so einfach ein Feuer zu legen, jedoch so schwierig es zu kontrollieren. Oder zum Wohle anderer einzusetzen."

"Ich spiele selten mit diesen Grenzen." Sie senkte das Haupt. "Nicht mehr. Da wurden mir die Grenzen gesetzt." Sie seufzte. "Ich schätze, ich habe es zu weit getrieben. Vielleicht bin ich auch deswegen etwas - schwer mit Grenzen.

Doch da es sich nicht gegen Euch wendete, scheint Ihr den richtigen Weg gewählt zu haben.", stellte sie fest und lehnte sich zurück.

"Was ist Euch nur wiederfahren, das ein so bezauberndes Wesen wie Ihr es seid, solch Worte wiedergeben und fühlen kann?"
Helsing blickte kurz zu der Elfe auf und glitt danach mit der Hand durch das Feuer um danach eine kleine Flamme in seiner Hand tanzen zu lassen.

Traurige Augen schweiften über den Tisch. "Meine Göttin verließ mich, weil ich das Leben über den Tod stellte. Ihre Gunst war hoch, mein Wissen zu gering. Wo mir keiner vertraute, hatte ich ihr Vertrauen.
Doch heute - heute ist meine Nähkunst beeindruckender als all meine Künste, die ich einst besaß. Ich versuchte mich zu besinnen. Leider zu spät. Ihre Ohren sind verschlossen, wie auch ihr Herz für meine Torheit."

Er striff schon eine Weile durch diese Wälder. Sie waren alt, sehr alt, und voller Leben. Er liebte das wilde Leben der Natur. Um seinen Hals hing zur Zeit der Beutel mit Ham'aran. Er war auf der Suche nach Nahrung, als er dank seiner scharfen Nase den Rauch eines Feuers und den Geruch mehrerer Personen wahrnahm. Er eilte dort hin, in der schlimmen Vorahnung, dass ein Feuer gelgt wurde, um den Wald zu zerstören.
Seine Ängste waren unbegründet. Auf der Lichtung saßen mehrere Personen am Lagerfeuer und aßen. Er dachte kurz darüber nach, und verwandelte sich dann zurüück, von einem Wolf in einen Menschen.
Aus dem großen Lederbeutel zog er eine Hose aus Fell. In der Zivilisation trug er sie, um nicht sofort als ausgestoßner zu wirken. Ham'aran zischelte kurz, bevor er den Beutel wieder schloss, und auf die Lichtung trat. Er hatte sich schon seit Wochen nicht mehr mit Menschen oder ähnlichem unterhalten, und heute gelüstete es ihn einfach nach den Worten anderer, auch wenn dies höchst selten war.

"Seid gegrüßt ihr Leute."

Er blieb scheu im halbdunkel stehen, kam dem Feuer nicht zu nah und beobachtete die Reaktionen der Leute ganz genau.

Sie war sichtlich erfreut, als nun eine weitere Stimme erklang, drehte sich um. Sie wirkte etwas verwundert über die Silhuette, entsann sich jedoch, dass nicht alle Personen am Lagerfeuer freundlich waren. Das Gegenteil wurde oft einsamen Reisenden zum Verhängnis.

"Zum Gruße, Wanderer.", erwiederte sie mit wohlgesonnener Stimme. "Kommt ruhig näher. Habt Ihr Durst oder Hunger? Es ist genug für alle da."

Langsam, einem scheuen Tier ähnlich, ging er auf die Leute neben dem Feuer zu. Als aller erstes erkannte er den Fleck verbannten Grases neben einem der Leute. Varulfsah in den Schrecken der Natur nichts Böses oder schreckliches. Erdbeben, Flächenbrände oder Lawinen gehörten genauso zur Natur, wie das alljährliche Austreiben der Pflanzentriebe. Wenn dieses Feuer jedoch durch Magie entstanden war, und die Natur damit magisch zerstört wurde, dann war es ein Frevel... ein Vergehen gegen die Erdenmutter persönlich. Aus dem großen Lederbeutel, den er nun um die Hüfte gebunden trug, hörte man ein leichtes Zischen.

Er ging nun etwas mutiger auf die Leute zu und nickte jedem einzelnen grüßend zu.

"Danke, etwas zu essen wäre sehr nett. Ich habe schon mindestens... naja eine ganze Weile nicht gegessen. Ich heiße übrigens Varulf."

"Varulf. Bedient Euch. Dort hinten befindet sich noch kalter Braten, Pilze, Wurzeln und Nüsse. Wein und Wasser sind auch noch da.

Was treibt Euch in diese Gegend? Man nennt mich Cythi."

"Seid willkommen Varulf, meine Name ist Helsing. Wenn Ihr mögt kann ich Euch den Braten auch erwärmen. Doch sagt mir bitte zuerst ob ich mich irre, oder hörte ich gerade ein zischen aus Eurem Beutel?"
Fragte der Halbelf seinen Gegenüber leicht lächelnd.

"Grüße..." murmelte Ísólfur neben dem Feuer sitzend. Er erhob nur kurz die Hand und starrte dann weiter in die Flammen. Das Zischen, das Helsing erwähnte, hatte er auch vernommen, doch er hatte es als eines der Geräusche abgetan, die nur er hörte, wenn er wieder in Erinnerungen ertrank...

Varulf ging zu dem Braten und roch daran, bevor er sich ans Feuer setzte und dort begann zu essen.

"Danke, er schmeckt mir auch kalt. Und ja es ist gut möglich, dass ihr ein Zischen vernahmt... in diesem Beutel befindet sich Ham'aran... mein treuester Gefährte in dieser Welt... für euch eine gewöhnliche Kreuzotter, für mich Freund, Wächter und Ratgeber.

Und auf eure Frage, werte Elfe, ich bin schon seit mehreren Nächten durch diese Wälder gestreift. Ich bin auf der Suche nach jemandem, und ich hoffe, ihn hier zu finden."

Er aß genüsslich weiter, und streichelte mit der Hand oft über den kühlen Waldboden...