Das Lagerfeuer

"Was könnte es denn Schöneres offenbaren als die Natur selbt? Vielleicht seht Ihr dann mehr Bäume?", hakte Cythi nach.

"Mehr... Bäume? Ähm... ja vielleicht!"

Sie lächelte die Frau vor ihr an, wie es eine Mutter tat, wenn das Kind etwas seeehr merkwürdiges und äußerst unlogisches gesagt hat, es aber in seiner Meinung bestärken wollte.

"Vielleicht wer weiß..."

"Oh, das wäre fantastisch. Seitdem alle anfangen, die Bäume zu fällen, sieht man immer mehr Lücken. Leider. Vielleicht könntet Ihr dann den Wald in seiner alten und vollen Pracht sehen.", schwärmte Cythi weiter.

"Ja...ähm. Sagt, warum seid ihr eigetnlich hier? LebenElfen nicht einsam und isoliert in dengrößerenWäldern, östlich von hier?"

Cythi wirkte vom freudigen Moment an bedrückt. Schuldbewusst senkte sie das Haupt, murmelte leise: "Ja."

Vyridia schaute irritiert auf ihre Gastgeberin, deutete das "ja" allerdings richtig, und nickte schweigend.

"Und du? Wo kommst du her?" richtete sie sich an den jungen Mann mitfreiem Oberkörper, um das Thema zu wechseln, da es Cythi sichtlich unangenehm war.

"Ich? Nun, ich komme aus einem weit entfernten Land. Meine Meister schickten mich hier her, um Erleuchtung zu finden. Auf diesem Pfed wandele ich nun, und versuche zu lernen..."

Etwas verlegen lächelte er und blickte wieder in die Flammen.

Langsam, erwachend aus seinen Gedanken, registrierte der Zwerg erst jetzt das bereits lange Gespräch und wollte sich nun auch wieder einbringen... und sei es auch nur um die gedanken an den schwarzen Dow zu vertreiben...

"Ihr habt etwas von einem Meister und von Erleuchtung gesagt.. Seid ihr denn so etwas wie ein Priester?" sprach er zu den Mann mit der Hose.
"Und die Höhle die ihr sucht, Frau Schatzsucherin befindet sich ungefähr zweihundert Schritt in diese Richtung... " er zeigte mit der hand zwischen ein paar Bäume auf der westlichen Seite der Lichtung... "..., ihr Eingang ist mit Farn überwuchert und in ihr gibt es nichts als kahlen Stein und verschiedene kleine Tiere. Ich muss euch enttäuschen."

Es war immer wieder eine komische Sache, ein Zwerg zu sein. Seine natürlichen Gaben verwunderten Leute immer wieder - sei es die extreme Zähigkeit oder auch das Gespür für die Erde selbst. Ohne diese Gabe hätte er so manchen Unterschlupf nie gefunden und wäre vermutlich bei den Kriegen um seine Heimat einige Male in einen Hinterhalt geraten und wahrscheinlich bereits tot...

"Nein, ein Priester bin ich auch nicht. Ich bin nur auf der Suche nach Harmonie. Einer meiner Meister nannte es: Äußere Stärke, Innere Ruhe. Das eins mit dem Kosmos. Aber ich werde euch bestimmtgerade damit langweilen..."

"Mein Name ist Vyridia und nicht "Fräulein Schatzsucherin"... das klingt so... naja das klingt nach einer alten Jungfer... und das bin ich garantiert nicht."

Ihr freudiger Ton und die Tatsache, dass sie dem Zergen danach frech die Zunge herausstreckte, zeigte, dass sie íhm nicht böse war.

"Und ihr? Ihr wart also schon in der Höhle ja? Naja egal... ich werd schon noch was anderes finden, wo es Schätze zu holen gibt."

"Keine Sorge Vyridia, ihr dürft euch erst alt fühlen wenn ihr halb so viel Jahre wie ich auf dem Buckel habt!" ein tiefes Lachen eines Zwerges zurchzog den Wald...
"Nunja... Nein, ich war nicht in der Höhle. Aber ich kann euch versichern, dass das was ich sage die Wahrheit ist. Zwerge fühlen den Stein und die Erde um sich herum gut und merken es auch, wenn etwas den Grund berührt. In einer Höhle ist dieses Gefühl um ein vielfaches stärker, da die Personen oder Dinge quasi von "stein umschlossen" sind... Ihr könnt auch meinen Bruder hier fragen - oder auch selbst nachsehen wenn ihr zu viel Zeit habt."

Wieder zu Pan Thei gewandt sprach er: "Soso, also kein Priester... Was ihr da sagt klingt trotzdem nach so etwas wie einem "Geistlichen"...
Ich wünschte, mein Leben hätte mir etwas Zeit und Freiraum gelassen um mich ähnlichen Studien zu widmen, aber das Schicksal hatte mich wohl nicht zu etwas so hohem bestimmt."

"Wieso trauert ihr darum? Denkt ihr etwa, euch ist der Weg zur Erleuchtung verschlossen, nur weil ihr ihm nicht von Anfang an eures Lebens folgt? Ihr könnt ihn jederzeit betreten... nur wer ihn wahrlich beschreitet, wird nie wieder von ihm loskommen.

Aber ihr erwähntet, dass ihr ein Zwergseid... könnt ihr mir vielleicht mehr von eurem Volk erzählen?"

( Diese Geschichte habe ich bereits einmal am Lagerfeuer erzählt: Die Geschichte um Medoras Grimmbart tut so, als ob ich sie euch gerade erzählt hätte...)

"Ihr lebt also unter der Erde?"

Pan schien total fasziniert.

"Aber wie könnt ihr so große Hallen graben, um euer ganzes Volk dort unter zu bringen? Und dieser Krieg... führt ihr öfters einen Bürgerkrieg... also bitte versteht mich nicht falsch, aber seid ihr ein sehr kriegerisches Volk?"

"Natürlich umfasste das Reich der Zwerge noch weit mehr als diese eine Stadt... Und der Großteil unseres Reiches umfasste wirklich unterirdische Stollen und gigantische Minen, in denen wir nach Edelsteinen und Erzen schürften, sowie das Gestein formten. Aber es gab auch oberirdische Dörfer in denen wir Tiere züchteten und dinge anpflanzten, die unter dem Erdboden nicht wachsen konnten.
Die Kriegerische Wurzel unseres Volkes liegt wohl daran, dass es unter der Erde viele Wesen gibt die den begrenzten Platz ebenfalls zum Leben wollen... Trolle, Oger, Orks, Goblins, Lindwürmer und noch weitere Scheusale. Da muss man sich durchboxen und natürlich auch die Oberhand behalten...

erzählt mir ein wenig von eurem Volk, Pan Thei."

"Mein Volk... nun, ich denke man kann sagen, dass mein Volk auchrecht kriegerisch ist. Allerdings lebt mein Volk unter der Führung eines einzelnen unangefochtenen Herrschers, unserem Kaiser. Das Leben der Menschen, ob der Bauern oder der Kriegerkaste, ist nach den Wünschen und bedürfnissen des Kaisers ausgerichtet.

Zu meiner Geburt herrschte leider einBürgerkrieg... meine Eltern fielen, und somit ging ich ins Kloster. Dort bekommt man nichts mit von der Außenwelt, dem Krieg oder sonstigen Dingen. Man ist komplett abgeschottet, und genießt sowohl die Ruhe als auch die Harmonie.

Deswegen kann ich euch leider nur wenig über mein Volk erzählen. Meine Heimat ist so anders als dieses Land. Alles sieht anders aus, die Menschen, die Natur... selbst die Häuser bauen wir anders. Unsere Mentalität ist eher freundlicher Natur... wir verehren die Kunst und die Kultur mehr es hierzulande üblich ist. Ich weiß, für euch mag das im Widerspruch zur kriegerischen Natur stehen, die ich erwähnte...aber... ach ich weiß auch nicht, wie ich das ausdrücken soll..."

"Ich kann es mir gut vorstellen... Aber sagt, wie sieht euer Land denn aus? Wie baut ihr denn eure Häuser?

Vielleicht lerne ich euer Land ja eines Tages mal kennen... Allerdings wird das warten müssen bis ich meine Heimat gerettet habe oder bei dem Versuch umgekommen bin..."

Da das Feuer schon recht heruntergebrannt war, schob er einige weitere Scheite hinein, vollendete seine Schnitzarbeit und warf sie ebenfalls in die Glut. Langsam nagten die Flammen an dem Gebilde - halb Bär halb Wolf - und schwärzten dessen Züge...

"Nun, unsere Häuser... wir bauen sie hauptsächlich aus Holz. Die Wände sind selten aus Stein und innen ist sehr viel Platz. Dünne Zwischenwände grenzen die einzelnen Räume ab... und Stühle oder ähnliches wird man bei uns auch sehr selten finden. Wir sitzen meist auf dem Boden oder auf Kissen.

Im Tempel hatten wir einen sehr großen Meditationsraum. Einer meiner Meister verbrachte dort sieben Tage in tiefster trance, ohne sich zu bewegen. Hier scheint alles so... klobig zu sein. Es lässt sich halt schwer beschreiben, verzeiht mir meine unfähigkeit, in deutlichen Bildern sprechen zu können."

"Grob? Nunja, sehr filigran ist mein Volk nicht... außer es geht um Stein- oder Edelsteinbearbeitung...

Ich glaube, ihr solltet einmal die Elfen besuchen Pan Thei... Deren Kultur könnte euch vielleicht interessieren."

"Elfen... inwiefern sind Elfen denn so interessant? Leben sie in etwa wie mein Volk?"

"Nun, wie lebt denn Euer Volk?", fragte Cythi. Sie musste es wissen. Sie war schließlich eine Elfe. Nicht wahr? Ja, doch, spitze Ohren, sie war durchaus eine Elfe.

"Ihr findet mein Volk interessant, werter Medoras? Ich fühle mich wahrhaft geschmeichelt. Habt Dank.", sie verneigte sich leicht im Sitzen.
"Doch weiß ich, dass Euer Volk in nichts nachsteht. Ich kam aus dem Staunen nicht heraus, als ich diese gigantische Halle betrat. Ich weiß nicht, wie hoch diese war. Und doch... mir wurde gar schwindelig bei diesen wundervollen Säulen, welche scheinbar ins Endlose ragten. Was alles aus dem Felsen geschaffen werden kann - unglaublich.", schwärmte sie.

"Derartige Hallen gibt es oft in Zwergenstädten. Sagt, wie hieß die Stadt in der Ihr gewesen seid, Miss Cythi? Vielleicht kenne ich sie ja...
Und erinnert mich bei Gelegenheit daran, Euch die ewige Schmiede im Herzen unserer Hauptstadt zu zeigen. Die ist ein Anblick die man nie vergessen kann..."

Man sah dem Zwergen sehr deutlich an, dass er innerlich zu schwärmen anfing und seinen Geist in Erinnerungen bettete...

"Thanid.", sagte sie leise. "Die ewige Ruine, wie ich sie nenne. Die Stadt ward einst vergessen... ich erzählte Euch bereits von ihr, meiner jetzigen Heimat. Lang ists her, dass ich sie betreten habe.", seufzte sie leise.

"Ist es denn für Elfen möglich, Eure Hauptstadt unbehelligt zu besuchen?"

"Ah, Thanid... Eine einst schöne Stadt, und vor einigen Jahren noch sehr reich Bevölkert. Als junger Zwerg war ich einst da.
Und in dem Zustand, in dem sich unsere einst größte Stadt befindet, kann niemand gefahrlos hinein. Nicht einmal Zwerge."
Dem Gesicht nach zu Urteilen, waren es keine schöne Erinnerungen die den Zwerg abermals packten...

"Doch eines Tages werden wir alle Bestien vertreiben und die Stadt wieder mit Leben erfüllen..."

"Sagt bloß, dass ebenso diese Zwergenstadt dem Bösen verfallen ist?, fragte sie entsetzt. Zog es sich denn über alles?