Kopfgeld - Sklavenhändler

"Na prächtig, wenn hier nicht bald wieder Weiber in die Stadt kommen, gibt es entweder Krawalle, oder eine Geisterstadt."

Felida geht weiter und hofft, dass das Stadttor bald in Sicht kommt. In diesen Straßen scheint sie selber das Interessanteste zu sein, was es zu sehen gibt. Kein Zustand, den sie sonderlich angenehm findet. Ein Auftrag wie dieser lässt sich leichter erledigen, wenn nicht jeder das Gesicht kennt.

Keiner hält sie auf, als sie das Stadttor passieren. Alleinige Worte bleiben: "Eine gute Reise." von einem der Stadtwachen.

Das Gras um die Stadt scheint grün und saftig in der Sonne. Etwas weiter weg erkennt man sofort den dichten Wald, durch den der Weg für Händler und Reisende geschlagen wurde.

Ísólfur hörte den Fluss und ging in Richtung des Geräusches von rauschendem Wasser. Nach wenigen Metern erkannte er das Ufer, und sah sich unauffällig aber gründlich um. Er spazierte langsam und gemütlich am Ufer entlang und suchte dieses nach einem möglichen Eingang in die Kanalisation ab. Auch nach Spuren von möglichen Trampelpfaden oder Fuhrrinnen von Wagen suchte er.

"Seht ihr irgendetwas auffälliges?" fragte er seinen Begleiterin leise und fast ohne seine Lippen zu bewegen. Er hatte das Gefühl beobachtet zu werden.

Tatsächlich verschwand der Fluss plötzlich unter der Erde - in tiefe Dunkelheit. Der Gang, in den sie verschwand, war breit und auch hoch genug, um mit geducktem Kopf durchzugehen.
Die Erde war zu matschig, um etwas wie Wagenspuren zu sehen - sie wären sofort zugeschwemmt worden.

Er deutete der Halbelfe in die Richtung, in die Der Fluss sich wand, und dann im Erdreich verschwand.

"Wollt ihr hineingehen, oder sied ihr schon überzeugt, dass wir hier richtig sind?... wir können uns auch einfach noch oberhalb des Ausganges umsehen."

"Nur zu gerne würde ich mir dieses Loch einmal aus der Nähe ansehen, aber am hellichten Tag wäre das etwas zu auffällig. Wir sind keine Kinder mehr, denen ein solches Unterfangen aus purer Neugier zuzutrauen ist."

Trotzdem geht Felida noch einige Schritte auf den Eingang zu, auf der Suche nach irgendeinem Hinweis. Und sei es auch nur einer auf eventuell abgestellte Wachen an diesem Ort.

Außer Matsch und Dunkelheit ist nichts zu sehen.

"Hey, sucht Ihr etwas?", fragte eine quirlige Stimme aus der Höhle. Sie kam sehr bekannt vor.

Schlagartig lies Ísólfur den Kopf hängen und schloss die Augen, stöhnte und rief dann etwas leiser als sonst.

"Gnomin?...Kommt her, damit ich euch sehen kann..."

Sie schlenderte hinaus. "Hallo. Falsche Stelle. Ganz falsche Stelle. Muss man euch noch an die Hand nehmen und euch mit der Nase drauf drücken, dass ihr wisst, wo ihr hinmüsst?"

Unschuldig blickte sie die beiden an. "Braucht Ihr hilfe? Sagt schnell. Heute servieren sie Reste im Gefängnis. Und ich habe gesehen, dass sie eine Sau schlachten."

Ísólfur wusste genau, dass er seine Worte bald bitter bereuen würde. Er stöhnte und sah sie dennoch lächelnd an.

"Ja... ich gebe zu, dass wir etwas Hilfe benötigen... denn wenn das nicht der Eingang zur Kanalisation ist, den du meinstest, kleines Fräulein, dann wissen wir nicht weiter... oder hast du noch etwas anderes gesehen?" fragte er an seine Begleiterin gewandt.

Alles, bloß das nicht. Mühsam unterdrückt Felida ein Aufstöhnen als sie sich zum zweiten Mal an diesem Tag mit der Gnomin konfrontiert sieht. Leider kann sie allerdings keinen Hinweis auf einen anderen Eingang finden, zu dem sie hätten gehen sollen.

"Nein, wenn wir hier falsch sind..." Sie lässt den Satz mit einem unglücklichen Blick unvollendet.

"Also, ihr seid hier ganz falsch. Das heißt, eigentlich seid ihr hier genau richtig, aber dieser Platz ist wirklich nicht gerade toll - Banditen von der einen Seite, Schurken von der anderen Seite... also, wenn ihr von beiden Seiten 15 Armbrustbolzen in den Hintern geschossen bekommen wollt, seid ihr hier wirklich genau richtig. Aber es wäre nicht wirklich intelligent, vorausgesetzt, man möchte danach noch leben. Also, ich würde es wollen." Sie unterbrach ihren Redefluss mit einem vielsagenden Grinsen.

"Aber, dort hinten, ja dort ist ein Hügel. Und da kann man sich toll verschanzen und schauen, ohne gleich entdeckt zu werden. Hat den Vorteil, dass man nicht sofort von jedem Bolzen erwischt wird, denn dann schießen die ja nicht. Sagt bescheid, falls ich zu schnell bin, Langbeiner und ihr nicht hinterher kommt.

Ich würde an eurer Stelle einfach versuchen, hinter ihnen zu bleiben, nachdem sie wieder herausgekommen sind - nicht, wenn sie hineingehen. In Eurem Falle wäre das, wie wenn man eine Kerze ins Meer fallen lassen würde mit der Hoffnung, sie könnte das Wasser verdampfen lassen."

"Ein Hügel... na klar..." brummte er. Er hasste es, dass diese Gnomin sich einbildete, er hätte sich direkt neben diese Banditen gestellt, während sie in der Nacht auszogen... er war jahrelang ein Krieger und Strtege gewesen... was bildete sie sich ein?...
Doch er blieb ruhig und nahm einen Hub aus seiner Flasche, bevor er sie wieder leicht anlächelte, und seine Wut etwas verflog.

"Wenn du noch etwas Zeit hast, kleines Fräulein, würdest du uns dann dort hin bringen? Du weißt doch... wir Langbeiner bekommen ohne dich nichts geregelt..."

"Iiich? Ich soll auf mein leckeres Abendessen verzichten? Es geht um ein leckeres Schwein am Spieß!", gab sie empört von sich.

"Ich bitte euch. Wir sind ohne euch aufgeschmissen."
Er sah sie mit herzensguter Miene an.

Sie atmete tief durch.
"Nun einmal ernsthaft, Langbeiner, warum soll ich mitkommen? Ihr schafft es doch sicher, euch hinter einem Hügel zu verstecken und zu warten, oder?"

"Nun, vielleicht würde es ja Spaß machen, uns zu begleiten. Es ist bestimmt aufregend... oder habt ihr Angst?"

Ein unterdrücktes Lachen entwich ihr. Wie beifäufig trat sie nach einem Stein. "Ja. Ja, die habe ich. Es gibt Rübenzüchter und es gibt Helden. Man ist nur eines von beidem. Zumindest ist das bei mir so."

Mit einem Seufzen ergänzte sie: "Untote sind unbekannt. Ich verstehe sie nicht, also fürchte ich sie nicht. Aber wenn man versteht und wenn man weiß, dann weiß man, wovor man Angst haben kann. Das macht den Unterschied."

"Gut. Ich respektiere eure Einstellung. Ich danke euch für euren Hinweis, und ich wünsche euch alles Gute."

Er wendete sich von ihr ab, und sah in die Richtung, in der sie den Hügel andeutete...

Der Hügel bot eine gute Aussicht bis zum Beginn der Wälder. Man konnte recht gut eine Seite der Stadt beobachten. Jedoch bot er wenig Schutz für Personen, die die Größe einer Gnomin überschritten.

"Aha... und das soll uns helfen... das ist eher ein winziger Dreckhaufen, als ein Hügel... aber nun ja... die Gnomin hat recht, besser als von Bolzen durchbohrt zu werden.. oder was meinst du?" fragte er zu seiner Begleiterin gewandt.

Danach sah er sich noch einmal um, ob Corykin nicht schon gegangen war, oder ob sie es sich noch einmal überlegt hatte.

Corykin stand noch da, anscheinend wartend, ob er noch Fragen hatte.

"Nun geht schon, kleine Gnomin. Ich danke euch, kehrt ihr zurück in euer behütetes Leben.. oder in eurem Falle wohl vorerst eher zurück ins Gefängnis. Lebt Wohl!"

Der Ausdruck in dem Gesicht der Gnomin scheint unbeschreiblich. Der feste Blick weicht einem Schamgefühl, bevor sie euch den Rücken zuwendet und langsam geht.
Kurz bleibt sie stehen, dreht den Kopf in eure Richtung und sagt: "Ich habe nie gewollt, dass dieses passiert, aber sie haben nicht auf mich gehört, denn sie hatten keine andere Wahl. Ihr müsst mir glauben, dass ich nichts damit zu tun hatte."
Dann geht sie.