Kopfgeld - Sklavenhändler

Die Sonne strahl von der höchsten Stelle, als sich ein Herold hinaus zur Abenteuergilde begibt. Wie zuvor sticht er ein Stück Pergament auf die Tafel auf mit folgenden Lettern:

Werte Abenteurer und Söldner, die Angriffe der Sklavenhändler übernahmen überhand. Nahe der Hauptstadt wurden Abwässerkanäle ausgemacht, in welchen diese Unholde verschwanden. Pro Kopf erhaltet Ihr 200 Gold und 1000 Gold auf den Anführer dieser Bande. Meldet Euch Krieger und Söldner am Wachturm in Survey. <Siegel>

Gelangweilt steht die Wache vor der Burg und zählt die Krähen am Himmel.
"Habe ich doch gedacht, dass keiner so verrückt ist."
Zwischendurch murrt er ein wenig vor sich hin.

"Was ist das für eine beschissene Stadt!"

Krizz biegt um eine Ecke und erblickt den gelangweilten Wachmann.

"Hey Burgwächter! Wie ich sehe tut Ihr Eure Aufgabe auf vorzügliche Weise. Noch niemand hat die Pergamente von der Tafel entwendet. Wenn Ihr so weiter macht, wird aus Euch noch ein geachteter Hauptmann."

Er blickt auf die angesprochene Tafel und beginnt zu schmunzeln.

"Die fangen ja bereits an zu vergilben. Wenn Ihr solche Aufträge öffentlich aufhängt, solltet Ihr vielleicht bedenken, dass nicht jeder des Lesens mächtig ist. Zumindest kaum jemand, der diese Gefahr freiwillig eingehen würde.

Aha...

Mmmmh...

Sklavenhändler also. Eine Bekannte Elfe hat mich auf dieses Eure Problem angesprochen und ich habe mich mit 2 weiteren Weggefährten bereit erklärt es aus der Welt zu schaffen. Und wie ich sehe, gibt es hier in Survey ja sonst niemanden, der solchen Aufgaben mit genügend Mumm entgegen treten würde. Also, wer kann mir in diesem Drecksnest genauere Angaben zu den Umständen und Auftragsmodalitäten machen? An wen habe ich mich zu wenden und wann wird er mich empfangen?"

Die Wache murmelt etwas von: "...Stock in den Hintern rammen, dann stehst Du das nächste Mal vor mir gerade, vermaledeite Söldner..."

Letzendlich schnaubt er abwertend, rümpft die Nase, spricht dann lauter:
"Geht die Halle voran. Der Berater dürfte sich dort befinden. Er ist mit dem Auftrag bestens informiert und wird Euch weiterhelfen können."

Amüsiert schreitet Krizz an dem Wachmann vorbei, jedoch nicht ohne noch eine spitzfindige Bemerkung fallen zu lassen.

"Ja hoffentlich weiterhelfen, wozu hier wohl nicht jeder in der Lage ist."

Er erreicht die Halle und marschiert strammen Schrittes bis an dessen Ende. Dort blickt er sich um und endeckt eine Gestalt, die in Aussehen und Gabahren einem Berater gleich kommen könnte.

"Hey Ihr da!"

Krizz begibt sich in Richtung des vermutlich Gesuchten.

"Ich suche einen Berater. Fragt mich jedoch nicht, wie sein Name lauten noch wen er eigentlich zu beraten vermag. Der etwas senile Wachmann am Eingang jedoch gab mir zu verstehen, dass dieser Berater mit allen Auftragsmodalitäten vertraut sei, die die Sklavenhändler in der Kanalisation betreffen. Nun sagt mir, habe ich den Richtigen Mann vor mir oder muss ich weiterumherirren und womöglich betteln, damit ich diese Stadt zusammen mit meinen Gefährten von einer Plage befreien darf?"

Ein recht jung wirkender Mensch, strohblonde Haare, gut rasiert in langer grauer Robe mit mehreren Emblemen, ist dabei, unterschiedliche Rollen in Regale einzusortieren. Er wendet sich langsam der ihn ansprechende Stimme zu,
verneigt sich kühl und würdevoll.
"Jerald mein Name. Es ist schön, wenn sich Personen mit dieser... unangenehmen Angelegenheit befassen. Unsere Stadt ist bemüht, den Ruf aufrecht zu erhalten. Und dieser Schmutzfleck wird wahrlich mehr zur... wie nanntet Ihr das? Plage."

Er deutet auf eine Sitzgruppe mit einer Zinnphiole und mehreren Kelchen, bevor er suchend vor einem der Regale steht und eine in Rahmen gebundene Leinenkarte hervorholt. Danach schreitet er zur Sitzgruppe, setzt sich, deutet auf die Phiole.
"Wasser?"

"Nein danke!"

Krizz begibt sich ebenfalls zur Sitzgruppe und bleibt inmitten stehen. Er macht keine Anstalten sich zu setzten, da er nicht dazu aufgefordert wurde.

"Ich möchte es kurz machen und Euch nicht weiter bei Eurer Tätigkeit stören, Herr Jerald. Mein Name ist Krizz und ich werde mit 2 Gefährten diesen Auftrag bestreiten. Doch um ihn zu Eurer Zufriedenheit zu efüllen benötige ich noch einige Informationen:

Wo finde ich den oder die Eingänge zur Kanalisation? Habt Ihr vielleicht Pläne über die Kanalisation, die uns dort unten hilfreich sein können? Desweiteren benötigen wir etwa 5 Fackeln oder 3 Lampen mit ausreichend Öl. Auch wäre eine Kurzwaffe wie Beil oder Dolch nicht schlecht, da mein Bidenhänder unter Umständen in den engen Gängen zur Last werden könnte. Was wißt Ihr zudem über die Vorgehensweise der Sklavenhändler und gibt es Zeugen der Geschehnisse, die man befragen könnte? Wie sieht die Bezahlung aus? Wollt Ihr wirklich die Köpfe der Sklavenhändler oder reicht Euch mein Wort? Verzeiht die letzte Frage, aber ich habe schon so viele Auftraggeber gehabt, die viel abstrusere Dinge gefordert haben."

Krizz hält inne.

"Ich überfordere Euch hoffentlich nicht, aber versteht bitte, dass ich diese Sache zu einem schnellen Abschluss bringen möchte. Je länger es dauert, desto eher werden die Sklavenhändler vorgewarnt sein. Zudem habe ich ein Versprechen einzulösen."

Der Mann nickt verständnisvoll, lehnt sich zurück, bevor er Krizz den Rahmen überreicht.

"Löst das Linnen besser aus dem Holz - doch geht vorsichtig damit um. Es sind die letzten Reste, die wir von der alten Kanalisation haben. Ich sollte Euch dahingehend etwas mehr über die Stadtgeschichte der unteren Ebenen erzählen, bevor ich zu den Sklavenhändlern und Schurken komme.

Seht Ihr, die Stadt wurde einst zu besten Zeiten geboren. Reiche Vinzer hatten das Glück sich hier niederzulassen, die perfekten Trauben für Wein lagern zu dürfen. Entsprechend wurden die Keller ausgebaut. Groß und aus Stein.
Die Jahre vergingen, Gutsherren kamen und gingen und mit ihnen Treffen zu schändlichen Beziehungen, die geheim bleiben sollten. Zu diesem Zwecke wurden Keller um Keller verbunden, Zwischenwände gebrochen. Es war kurz vor der Entdeckung und Schädigung der herangewachsenen Kleinstadt, da bildeten die Einflussreichsten den Plan, die verbundenen Gänge zu einer Kanalisation werden zu lassen. Der Regent war diesem alles andere als abgeneigt, waren doch die meisten Verbindungen zur Burg gebildet worden. Ob dieses aufgrund der Mägde in der Burg oder aufgrund der verheirateten Damen außerhalb der Burg geschah ist nicht zu sagen. Letztendlich wurden noch einige größere Keller aufgekauft, die Wände dazwischen eingebrochen, so dass es einen Fluss bildete.
Eine wahrlich genaue Karte gibt es wahrscheinlich nicht. Dieses ist die 'Genaueste'. Ich nehme an, dass es genug Personen gibt, die die Kartographen schmierten, ihre Gegend nicht allzugenau zu begutachten.

Einst blühte der alte Stadtteil auf. Doch nach dem Bau der Kanalisation verließen mehrere ihre Gebäude. Angeblich würde der Weinberg nur noch saure Früchte ernten lassen. Dafür frohlockte das Kanalisationssystem andere betuchte Händler und Kaufmänner her. Es ist ein Luxus, dem sich nicht viele Städte rühmen können.", meint Jarid nicht ohne stolz.

"So oder so, leben im alten Stadtteil durchaus noch Personen, doch auch wenn es nicht nach Gülle dort stinkt, so sind bessere Lebensverhältnisse etwas anderes. Ich behaupte, dass mehrere Häuser dort ebenfalls in die Kanalisation führen. Aber die Frage ist, ob es sinnvoll ist, in jedes Haus, bewohnt oder verwest, zu gehen und umgekippte Regale oder Gerümpel aufzustellen, um nach Falltüren zu suchen. Wahrscheinlich wäre dieses vertane Zeit. Die Sklavenhändler sind nicht dumm, und falls sie sehen, dass jemand 'herumschnüffelt', werden sie entweder sich rasch verziehen oder kurzen Prozess machen. Das ist der Grund, warum wir die Stadtwache zurückhalten.

Einen direkten Zugang zur Kanalisation erhaltet Ihr hier. Und ich empfehle Euch, diesen zu benutzen, denn es würde deutlicher auffallen, würdet Ihr in irgendein Haus gehen und nach dem Zugang fragen. Schließlich sind die Gesuchten nicht auf der Stirn mit einem Zeichen der Zusammengehörigkeit tätowiert. Ich würde nicht mal dem öffentlichen Wirten vertrauen. Es braucht nur ein Druckmittel oder Gold, um jemanden zu überzeugen, für seine Sache zu arbeiten.

Die Bezahlung ist von Eurer Arbeit abhängig. Wir werden Euch wohl oder übel vertrauen müssen. Söldner können recht kreativ sein. Verlange einen Preis pro Kopf und plötzlich ist das nächste Bauerndorf abgeschlachtet. Jedoch wäre uns natürlich schon daran gelegen, wenn die Leichen zumindest aus der Kanalisation später beseitigt werden würden. Solltet Ihr uns mitteilen, dass die Kanalisation sauber sind, werden wir Euch zumindest für Eure Mühen 200 Gold pro Kopf auszahlen. Sollte es danach wieder Überfälle geben, werden wir jedoch diesen auf einen Steckbrief verzeichnen. Bei dieser Arbeit erlauben wir keine Fehler der Unachtsamkeit. Kehrt so lieber zurück, sagt uns, wo das Nest ist und wir kümmern uns. Dieses sei 400 Gold pro Kopf wert. 50 bis 100 Gold sind uns weitere Köpfe wert. Je nach Aufwandt vielleicht auch mehr. Von diesem könnt Ihr uns dann gerne später überzeugen.

Es gibt natürlich Geschädigte, die Ihr befragen könnt, doch mehr als 'Eingebrochen und Verschleppt' werden diese Euch wohl auch nicht sagen können. Die Entführten waren übrigens alle weiblich. In den meisten Fällen groß und recht gewichtig, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf. Später dagegen wurde es recht variabel. Wobei ich mich entsinne, dass ein Hang zum Exotischen gesucht wurde. Ihr wisst schon: Klein, Knollnase, bärtig, spitze Ohren. Aber immer Frauen und Mädchen. Nicht unbedingt verwunderlich, wenn Ihr mich fragt.

Ausrüstung soll Euch gegeben werden, daran soll es nicht scheitern, sofern Ihr einwilligt.", schließt er.

Städte, warum bloß immer Städte?
Missmutig kaut Felida auf einem ergaunerten Stück Süßholz herum, um zumindest den Geschmack der schalen Stadtluft aus dem Mund zu bekommen. etwas unschlüssig bleibt sie schließlich vor dem Anschlag stehen und versucht, einen ihrer menschlichen Begleiter zu erspähen. Leider ist außer einem Wachmann nichts zu sehen.

"Schöne Scheiße. Immer der selbe Ärger mit diesem Volk."

Über ihr halblautes Gemotze muss sie schließlich selber lächeln und beschließt, noch eine Weile zu warten.

Stumm nickend nimmt Krizz die Karte entgegen und löst sie aus dem Rahmen, während er weiter den Ausführungen des Beraters lauscht.

"Natürlich machen wir es. Deswegen bin ich ja hier. Es sind zwar nicht viele Informationen, die Ihr uns geben konntet, aber so etwas ist man in meinem Berufszweig gewohnt. Denn wieso sollte man uns benötigen, wenn bereits alle Umstände offen darliegen würden?"

Mit einem Grinsen breitet er die Karte erneut auf dem Tisch aus.

"Könnt Ihr mir noch einmal genau sagen, welchen Eingang Ihr meint? Wo befindet dieser sich in der Stadt und wo werden wir uns dann hier auf der Karte gezeigt in der Kanalisation wiederfinden?

Weiterhin - an wen wende ich mich nun, um die noch ausstehende Ausrüstung zu erhalten, und woher weiß dieser, dass ich rechtmäßig danach frage.

Zuletzt möchte ich noch anmerken, dass Ihr mir wie ein ehrenwerter Mann erscheint. Ich gebe Euch mein Wort, alles zu versuchen, um diese Plage auszulöschen. Aber auch ich möchte keinen Hehl daraus machen, dass es Konsequenzen haben wird, falls es einen Vertragsbruch eurerseits geben sollte. Meine Möglichkeiten diesbezüglich sind zwar begrenzt, aber das was ich mache, tue ich schnell und gut."

Nach einer kurzen Pause fügt er hinzu.

"Aber zwischen Ehrenmännern sollte es solche Diskussionen nicht geben, oder?"

Er rollt die Karte zusammen und steckt sie ebenfalls in seine Gürteltasche.

"Ich begleite Euch zum Kommandanten der Wache. Er wollte bereits hinabsteigen und sich selbst um den Abschaum kümmern. Verzeiht meine Ausdrucksweise. Aber wie gesagt, das Erregen des Aufsehens war zu riskant.
Wenn Ihr mir nach draußen in den Hof folgen möchtet." Er erhebt sich, geht los.
"Dort werdet Ihr auch hinabsteigen können. Wo genau die Eingänge sind, können wir nicht sagen. Viele Bewohner tauschten die Gebäude, viele ließen sie versiegeln, andere sind nicht eingezeichnet. Am Vorteilhaftesten ist es wohl, die leeren Gebäude zu untersuchen - oder von der Kanalisation aus die Eingänge auszuprobieren. Kommt nach Eurer Ausstattung noch einmal zu mir. Ich setze für Euch ein Schreiben auf, das Euch zur Festnahme und notfalls weiterem Vorgehen befugt, sowie das Betreten der Häuser. Zückt es jedoch nur im Notfall. Erregt so wenig Aufmerksamkeit wie nötig.
Es ist natürlich keine Narrenfreiheit, daher würde ich es unterlassen, wenn Ihr in fremde Häuser einsteigt, Gegenstände zu entwenden oder zu borgen. Ihr versteht mich sicherlich."
Er begibt sich nach draußen, blickt Felida an, noch während er mit Krizz redet.

"Ich vertrete nur den Regenten. Ihm ist es wichtig, das Problem zu lösen und nicht zu vertreiben. Viele denken anders. Das ehrenwerte meiner Rolle ist die Objektivität und das Folgen, egal, wie der Befehl lautet. Ihr möget es ehrenwert nennen, andere feige. Aber so spielt jeder von uns seine Rolle, nehme ich an.
Meine Dame, kann ich etwas für Euch tun?", fragt er nun endlich Felida.

Während sie noch immer wartend vor dem Anschlag steht, suchen Felidas Augen den Platz systematisch nach möglichen Fluchtwegen ab. Zwar macht der Wachmann nicht unbedingt den eifrigsten, geschweige denn schnellsten Eindruck, auf sie, doch altbewährte Verhaltensweisen lassen sich nicht so einfach ablegen.
Immer mit der Ruhe, diesmal bist du sogar erwünscht.
Der Gedanke scheucht gleich wieder ein schmales Lächeln auf ihre Lippen.

Bevor sie sich allerdings ernsthaft darüber amüsieren kann, dass sie in nächster Zeit mit den Gesetzeshütern auf einer Seite stehen könnte, treten zwei Gestalten aus dem Gebäude und kommen geradewegs auf sie zu. Ein geschniegelter Bursche mit weichen Händen voraus, dessen Tascheninhalt sie nur zu gerne einmal näher in Augenschein nehmen würde und in seinem Kielwasser der unbekannte Mensch vom Lagerfeuer.
Fragend hebt sie eine Augenbraue und versucht, den Blick des Mannes aufzufangen. Hat er die nötigen Informationen schon bekommen? Ob ihre stumme Frage bemerkt wurde, oder nicht, kann sie allerdings nicht mehr feststellen. Zu schnell sind die beiden heran und der feine Bubi richtet das Wort an sie.

"Es scheint, als habt Ihr dies bereits getan." Stumm nickt sie zu Krizz hinüber.
"Auf diesen und einen weiteren Mann habe ich gewartet.

Und verzeiht mein unverschämtes Gehör, aber Euren letzten Worten meine ich zu entnehmen, dass Ihr wohl einige nützlich Informationen für uns habt."

Was auch dein Glück sein könnte, zarter Mann. Bei diesem unausgesprochenen Satz wird ihr Lächeln eine Spur breiter. Die Vorstellung ist einfach zu gut.

Der Berater erwidert ihr Lächeln. Wenn auch nicht ganz so breit.
"Meine Dame, gerne könnte ich noch einmal meine Worte wiedergeben, doch ich denke, Euer Gefährte wird Euch ebenso gut einweisen können, wie ich dieses tat. Zur gegebenen Zeit an einem gegebenen Ort. Er besitzt einen Teil der Materialien, die Ihr benötigt. Die Restlichen werden Euch sogleich übergeben. Wendet Euch an mich bitte, so Ihr später noch etwas benötigt. Wenn ihr mir nun bitte folgen würdet..."

Er schreitet an Felida vorbei, begibt sich zu einem Hof, an welchem offensichtlich und lauthals - vor allem von dem Oberbefehlshaber - trainiert wird. Mit einem Räuspern widmet sich der Befehlshaber diesem, gibt ein paar leise Worte wieder. Der Oberbefehlshaber nickt, macht eine Geste, ihm zu folgen und geht in einen nahegelegenen Anbau.

Krizz folgt dem jungen Berater anstandslos und nickt seiner Begleiterin stumm zu, als er sie diesen Morgen zum ersten mal erblickt. Er hatte sie zuvor im Waldlager nicht gesehen, als er in die Stadt aufbrach. Eigentlich wollte er auch niemanden sehen.

Sein Blick schweift nun durch den Hof, wo die Soldaten auf Kampf getrimmt werden. Alles scheinbar furchtlose Krieger. Junge Krieger. Die sicherlich ihren Mann in einer geordneten Schlacht stehen werden. Doch ein dreckiger Zweikampf auf Leben und Tod? Darauf vermag einen der Kasernendrill nicht vorzubereiten. Wenn erst einmal gut befreundete Kameraden mit aus dem Bauch ragenden Gedärm auf dem Schlachtfeld zurückgelassen werden müssen, wenn man selbst dem Tode nur zu knapp von der Schippe gesprungen ist, wenn der Geruch des Blutes unabwaschbar an den eigenen Händen klebt... dann werden diese sorglosen Gesichter vom Leben gezeichnet sein. Nur ihre Ausbilder vermögen das, was sie jetzt vielleicht noch als Abenteuer begreifen, in ihrer Gesamtheit erahnen.

Scheinbar wird nun der Kommandant der Wache verständigt. Geduldig wartet Krizz. Reglos neben dem Berater verharrend.

"Dann habt Ihr mir bereits gleich zweifach geholfen, besten Dank."

Felida erwiedert das Nicken, schließt sich dem ungleichen Gespann an und folgt ihnen zum nächsten Hof. Das Geklirr von Stahl, der auf Stahl trifft, macht sie zunächst nervös, da jedoch der Führende unbedarft ausschreitet lässt sie ihre Hände wo sie sind.
Ein Glück, denn mit gezogener Klinge oder eingelegtem Pfeil am Übungsplatz zu erscheinen, hätte ihr sicher so manch seltsamen Blick eingebracht. So weckt der Anblick Erinnerungen an ihre eigenen Lehrstunden, eine angenehme Zeit, die sie um nichts missen möchte. Schon wieder heben sich die Mundwinkel.

Das Gespräch des Beraters mit einem der erfahreneren Recken an diesem Ort beobachtend, macht sich leichte Nervosität in ihr breit. Den nächsten Akt dieses Schauspiels würde sie wohl bald in erster Reihe miterleben dürfen.

Der Berater kann ein kurzes Lächeln nicht unterdrücken, bevor ernst wieder seine Miene durchdringt.
"Ihr dürft ihm ruhig folgen. Ich werde nun wieder an meinen Posten gehen, dass nicht zu viel vermisst wird. Er wird Euch in dieser Angelegenheit bedingungslos unterstützen. Doch solltet Ihr nicht zu viel Worte an andere richten. Kaum einer vermag wahrlich zu sagen, welches Gesicht hinter einer Fassade lauert."

Er verneigt sich kurz und begibt sich wieder gen Burg.

Soll ich jetzt auch noch Gedanken lesen, oder was?

Krizz schaut entnervt zu dem Berater und blickt dann augenverdrehend zu dem weiblichen Bastard.

"Ja... natürlich."

Zielstrebig eilt er über den Übungsplatz auf den Eingang zu, in welchem dieser Oberbefehlshaber gerade verschwunden ist. Er öffnet die Tür zum Anbau und betritt den Raum dahinter unaufgefordert.

Nachdem er gerade ein Schritt in den Raum gemacht hat. bleibt er stehen und blickt sich aufmerksam um.

Wie vor den Kopf geschlagen folgt Felida dem Mann, nachdem der Höfling seinen seltsamen Abgang inszeniert hat. Auch wenn dessen entnervter Blick nichts Gutes verhieß, so konnte er zumindest wissen, was nun zu tun war.

"Ich hoffe nur, wir laufen uns hier nicht zur allgemeinen Belustigung die Sohlen blank."

Halb neben, halb hinter ihrem neugewonnenen Gefährten hereilend, erreicht sie die Tür und betritt den Raum. Beinahe rempelt sie den Mann an, der urplötzlich, nur knapp hinter der Tür, stehenbleibt. Ein Seitwärtsschritt bringt sie stattdessen neben ihn, so dass sie den Raum ungehindert in Augenschein nehmen kann.

Der Oberbefehlshaber schaut sich in dem Waffen- und Rüstungslager um. Am Rande stehen mehrere Kisten. Auf einigen ist unverkennbar ein Totenkopf in weiß gemalt.

Schließlich wendet sich der Mann einigen der Kisten zu, kramt Öl, Laternen heraus, sowie einen Kompass.
"Öl und Laternen könnt Ihr behalten. Aber den Kompass möchte ich bitte später zurück. Ein teures Stück ist es, aber praktisch. Unverkennbar, um die Richtung zu sehen, in die man geht.
So manche Gänge können sich wahrhaft als Labyrinth entpuppen.

Was braucht Ihr nun genau? Die Waffen sind sicherlich nicht die beste zwergische Schiedequalität, doch können sie durchaus verletzen und töten, wenn man mit ihnen umzugehen weiß."

Er blickt zu Krizz, erwartungsvolle Haltung.

"Ein Kompass, aha..."

Krizz dreht und wendet ihn in seinen Händen. Schaut prüfend auf dessen Unterseite und reicht ihn schließlich Felida entgegen.

"Keine Ahnung was das ist. Geschweige denn wie das funktionieren soll. Habt Ihr Verwendung dafür?"

Sein blick ruht merklich auf den Kisten mit dem Totenkopf. Dann nimmt er 2 Laternen entgegen und hängt sich eine an den Gürtel, Das Öl verstaut er in seiner Gürteltasche.

"Die zweite stecke ich für unseren schlanken Gefährten mit ein. Doch Soldat - verzeiht mir, wenn ich Eure Dienstgrade nicht kenne - aber es reichen mir desweiteren 2 Beile, jeweils nicht länger als eine Elle. Ich befürchte, dass mein Bidenhänder nicht unbedingt die praktischte Waffe in der Kanalisation darstellt. Und auch ein 50 Schritt langes Seil dürfte nich verkehrt sein. Habt Ihr soetwas für mich... was meine Begleitung wünscht, wird sie Euch sicher selbst beantworten können."

Er deutet auf die Kisten mit dem Totenschädel.

"Was befindet sich da drin? Gift, Naphta oder gar das Feuerpulver der Zwerge? Könnte der Inhalt einer solchen Kiste uns vielleicht von Nutzen sein?"

"Nein, aber wenn er uns beim Suchen helfen kann..."

Felida steckt den Kompass sicherheitshalber ein, besser etwas haben als es nicht zu haben. Dann nimmt sie ebenfalls eine Laterne und etwas Öl an sich. Beides verschwindet im Bündel an ihrer Hüfte.
Die Frage nach dem Inhalt der Kiste interessiert sie allerdings auch sehr, weshalb sie zunächst die Antwort abwarten will.

"Dieses ist...." Er zögert, sucht sichtlich nach einer Formulierung.
Schließlich wendet er sich anderen Regalen zu, holt ein stabiles Seil aus geflochtener Seide hervor, sowie zwei handliche Äxte, mit Doppelklingen versehen.
"Mit Beilen können wir nicht dienen, sind wir darauf bedacht, dass unsere Kämpfer auch immer ihre Rückhand zu bedienen wissen. Aber ich denke, ob die Klinge nun an einer oder gleich an zwei Seiten ist, dürfte Euch wenig stören. Außer vielleicht vom Gleichgewicht her.

In der Kiste befindet sich... nun, WAS sich genau in der Kiste befindet, hätte Euch wahrscheinlich der Alchemist sagen können, bevor er sich im Raum verteilte. Er versuchte dieses Zwergenpulver besser zu kontrollieren. Was er genau vorhatte, das werden wir wohl nie wirklich erfahren. Es ist gefährlich. Daher soll es erst einmal nicht genutzt werden. Unter keinen Umständen. Der Anblick unseres Alchemisten war sicherlich effektiver als der Totenschädel auf der Kiste. Es dauerte fünf Tage, bis wir ihn entgültig von den Wänden gekratzt hatten. Genug der Details.

Der Kompass ist recht einfach zu handhaben. Die Nadel zeigt immer mit der hellen Seite nach Norden. Ein Mitbringsel unseres Alchemisten. Er hatte wohl keine Verwandten und Bekannten, daher fand er seinen staubigen Weg hierher."

Er bewegt sich ein paar Schritte tiefer gen Lager, rollt einen Teppich zurück, wodurch eine Falltür sichtbar wird, die er ohne einen weiteren Kommentar öffnet. Warme, faulige Luftwolken steigen hervor, eindeutig Gülle.

"Benötigt Ihr sonst noch etwas? Mitkommen kann ich leider nicht. Mein Platz ist hier. Doch sobald Ihr das Rattennest sicher gefunden habt, zögert nicht, uns zu rufen, wenn es zu viel erscheint. Nur zu gerne würde ich diesen Halunken zeigen, was ich von dieser Art der Arbeit halte."

"Norden, damit kann ich dann zumindest etwas anfangen. Und dieses Ding versteht also auch unter der Erde wo die Sonne ihren Schlaf hält?"

Der Gestank aus dem Schacht veranlasst Felida zu einem Schritt zurück. Was für ein Gestank. Als würde ein Ghul mit faulen Zähnen die halbverwesten Überreste eines Ogers aufreißen.
Trotzdem hätte sie sich wohl gleich überwunden, wären da nicht noch einige Dinge, die sie mitzunehmen dachte.

"Ein paar Kleinigkeiten hätte auch ich gerne noch zur Hand, bevor ich meine Nase und mich dort hinabstürze." Mit gerümpfter Nase wendet sie sich wieder dem Hauptmann zu.
Einige Pfeile, so sie etwas taugen, ein robustes Messer, Lederschnüre und -Bänder und einige dicke Stücke einfachen Stoffes."

Der Gedanke an das, worin sie dort unten vielleicht knietief wandern muss, veranlasst Felida, den Umhang abzulegen. Mit Hilfe einiger angenähter Lederschnüre bindet sie ihn zusammen und hängt sich die entstandene Stoffwurst um. Auf diese Art ist auch der alte Anderthalber auf ihrem Rücken frei, sollte sie ihn schnell benötigen.

"Ihr habt hier einen Eingang zur Kanalisation, die vermutlich den Abschaum der Stadt beherbergt und lagert hoch sicherheitsempfindliches Material neben der vermutlich schwach bewachten und nur mässig gesicherten Luke? Das verstehe wer will!"

Kopfschüttelnd holt Krizz die Karte der Kanalisation hervor und breitet sie vor dem Soldaten aus.

"Könnt Ihr mir vielleicht auf dieser Karte zeigen, welcher Eingang dies ist und wo wir uns derzeit über der Kanalisation befinden. Der Bereich der Burg ist groß und ein erster Anhalt wäre nicht schlecht."

Nachdem er die Karte wieder verstaut hat, steigt Krizz durch die bereits geöffnete Luke hinab, ohne sein Gesicht zu verziehen und entzündet mit einem Feuerstein und etwas Zunderaus seiner Gürteltasche den ölgetränkten Docht der Lampe. Als der Lichtschein das Gewölbe erhellt blickt er sich zunächst um, um einen ersten Überblick zu erhalten.

"Ich habe mich in schon dreckigeren Gegenden herumgetrieben, nur um etwas Geld zu verdienen..."

Der Mann möchte etwas auf Krizz Worte erwidern, überlegt und hält sich den Kopf. "Ein gutes Wort an einem Tag mag Wunder bewirken. Ich denke, ich werde das Lager verlagern lassen.
Genau kann ich Euch nicht sagen, welcher Teil hier der Karte entspricht. ich nehme an, es könnte den Räumen nach zu Urteilen der breite Weg oben links sein, die Sackgasse. Aber ich denke, Ihr werdet Euch schnell zurecht finden."

Für Felida kramt er schnell mehrere alte Decken aus und holt zwei genutzte Jagdmesser hervor. "Lederbänder? Einen Augenblick."
Aus einem Regal holt er einen Beutel hervor, den er Felida reicht.
"Diese sind gewöhnlich für Bögen zum Umwickeln des Holzes, falls der Griff sich abgelöst haben sollte. Nehmt Euch ein paar heraus, so viel Ihr benötigt. Oder schwebte Euch etwas anderes vor?"

Man tritt unten auf festen Stein, umgeben von vier Meter hohen Wänden. Der Boden wurde in der Mitte der länge nach ausgehoben, so dass der gut zwei Meter breite Fluss zwischen begehbaren steinernen Wegen fließt.
Mehrere in die Wand eingefasste steinerne Wasserspeier spucken Flusswasser in die Brühe. Trotz einer beginnenden Quelle und entsprechend sauberen Wasser, kann der Geruch der ganzen Gegend kaum verdrängt werden.
Das Klima ist schwül. Die Nässe des Wassers und die Wärme der Exkremente scheinen sofort an einem zu haften, wie auch an den mittlerweilen durch und durch feuchten Wänden, die teilweise mit Moos bedeckt sind.
Der Raum ist eine Sackgasse, von der nur ein Weg in Stromrichtung in einen weiteren Raum zu führen scheint.