Kopfgeld - Sklavenhändler

Neben Krizz ist weiter unten ein Schniefen zu hören.
Nina hatte sich zurückgehalten, war jedoch in Stoffschuhen leise gefolgt.

"Aber... aber ich habe doch bezahlt. Mama lebt doch, oder? Corykin lügt doch, oder?"

Wieder ist es an Felida, Krizz einen fragenden Blick zuzuwerfen. Wofür will das Mädchen wohl bezahlt haben?

"Ich kann dir nicht sagen, ob deine Freundin eben gelogen hat. Vielleicht hat sie auch einfach übertrieben, um uns zu ärgern."

Die Halbelfe lächelt Nina so aufmunternd wie nur möglich zu.

"Irgendwo bei diesen Widerlingen wird deine Mutter schon zu finden sein."

In welchem Zustand, darüber möchte sie dem Kind gegenüber allerdings lieber keine Mutmaßungen anstellen. Schnell wendet sie sich wieder ihrem Begleiter zu.

"Wir wissen nichts, garnichts. Diejenige, die behauptet, das Wissen auf ihrer Seite zu haben wird uns nicht weiterhelfen...
Packen wir die Sache also mit unseren Mitteln an und suchen uns jemanden, dem sein Leben lieber ist als seine Verschwiegenheit. Gehen wir auf Rattenjagd."

Krizz wird von einem Diener tuschelnd beiseite gebeten. Bevor er sich erklären kann, wird er bereits mitgezogen. Ein anderer Diener bittet Felida um Entschuldigung. Dringende Angelegenheiten, die keinerlei Aufschub bedürfen und längere Zeit benötigen könnten.

Genau in diesem Moment ertönt eine nur zu bekannte, überglückliche Stimme von der anderen Seite, glatt wie ein Aal: "Mylady! Ihr auch hier? Da scheint uns wohl der gleiche Gedanke hierher geführt zu haben."

Verwundert blickt Felida hinter Krizz her, als er mit dem Diener verschwindet. Dieser Tag scheint komplett den unerwünschten Verzögerungen geweiht zu sein.
Gerade als sie sich seufzend in ihr Schicksal als Wartende fügen will - Mehr kann einfach nicht schiefgehen. - beweist eine nur unzureichend verdrängte Stimme ihr prompt das Gegenteil.
Statt des Seufzers zwingt sie ein schwaches Lächeln auf ihre Lippen und bemüht sich um eine freundliche Antwort.

"Das hat er wohl. Nur, dass dieses Mal ich den schnelleren Entschluss gefasst habe."

Etwas unschlüssig lehnt sie den Rücken an die Wand. Hätte sie sich nur schon vorab die nötigen Informationen von Krizz geben lassen. Du wirst zu nachlässig. Der unerwünscht treffende Gedanke treibt nun doch den überfälligen Seufzer heraus.

"Meine Liebe", kommt es sanft von Silks Lippen. "Ihr seid mir wohl stets einen Schritt voraus. Es war wahrlich kühl an der Seite. Um ehrlich zu sein, bin ich der barbarischen Umgebung meiner Bekannten überdrüssig. Und nach gestern dachte ich mir, eine neue Beschäftigung für Recht und die Ehre Eurer edlen Anwesenheit sei mir mehr als recht, mich Euch anzuschließen. So Ihr dieses möchtet, Mylady."

Nina würgt spielerisch geräuschvoll.

Ein nur halbwegs verstohlenes Grinsen zu Nina, gefolgt von den gemurmelten Worten:
"Und von dir wollte ich Informationen haben.", und einem Kopfschütteln in Richtung Silk, reicht fürs Erste, um Felidas Laune wieder zu heben.

Trotzdem mustert sie ihr Gegenüber gründlicher, als das gute Benehmen erlaubt, um seinen Wert als Waffenbruder abzuschätzen. Allerdings hat sie kaum eine Wahl, wie sich die Halbelfe bald eingestehen muss. Der schleimige Kerl scheint doch die einzige Alternative zu einem Alleingang in unbekannte Gefilde zu sein.

"Barbarische Umgebung." Ein kurzes Schnauben unterbricht sie.
"Ich glaube kaum, dass uns hier ein Spaziergang im Rosengarten bevorsteht, wenn wir diese Geschichte wirklich gemeinsam fortsetzen müssen."

Wieder hält Felida inne, dieses Mal, um dem Mann beinahe herausfordernd ins Gesicht zu starren.

"Verrat mir nur eins, mein Freund. Kann ich mich auf dich verlassen, wenn es ungemütlich wird? Ich tauge nämlich wirklich nicht zum Kindermädchen."

Er schnalzt mit der Zunge und grinst, während er keine Anstalten macht, sein visuelles Interesse an ihr zu verbergen.

"Die Dame ist misstrauisch? Ahhh, ich vermag es Euch nicht zu verdenken. Die einen Menschen erscheinen im göttlichen Licht, die anderen vermögen sich zu wehren. Ich bin vielleicht kein Krieger, jedoch hätte ich bislang nicht überlebt, wenn ich nicht meine Dolche zu beherrschen wüsste. Und die ein oder anderen kleinen magischen Tricks sind mir auch bekannt. Ihr müsst Euch also nicht über meinen süßen Hintern Gedanken machen, meine Teuerste."

Sofort schenkt er ihr sein unwiderstehlichstes Lächeln. "Sofern Ihr mir vertraut, wüsste ich gerne, was Euch bekannt ist. Vielleicht kann ich die ein oder andere Lücke füllen, welche Euch in Eurem hübschen Köpfchen spukt."

"Keine Sorge, meine Gedanken galten eher der Sicherheit meiner eigenen Kehrseite und den daran hängenden Körperteilen."

Beinahe wäre sie der spontanen Eingebung gefolgt, Ninas kurz zuvor gezeigte Reaktion zu wiederholen. Entsprechend belustigt grinst Felida den Menschen nun an, bevor sie wieder etwas ernster wird.

"Die ein oder andere Lücke... Sehr gut." Das Grinsen bekommt einen bitteren Beigeschmack.
"Wahrscheinlich stünde keiner von uns hier, wenn wir die Lösung des Rätsels wüssten, aber ich bin um jedes traurige Stückchen Wissen froh. Also immer her mit Vermutungen, Gerüchten und wilden Spekulationen, schließlich ist in jedem Märchen ein Korn Wahrheit verborgen."

"Nun, so wollt Ihr vielleicht beginnen mit dem was Ihr wisst?", fragt er freundlich. "Seht Ihr, mein Wissen ist recht begrenzt, weiß ich vorerst, dass sämtliche Frauen verschwanden und wir glaubten, in Eurem Begleiter einen der Schuldigen gefunden zu haben. Leider ward mein Freund recht vorschnell, ihn anzupöbeln statt auszuhorchen."
Er schaut sich um. "Gibt es vielleicht einen Ort, der sich besser zum reden eignet als der Flur?"

Nina tippelt von einem Fuß auf den anderen, unsicher, ob sie bei euch bleiben soll oder Krizz.

"Was ich bisher weiß, ist eine längere Unterhaltung kaum wert. Niemand scheint etwas zu wissen, außer einer Gnomin und die redet nicht."

Ein kurzer Seitenblick gilt Nina, bei ihren Worten, deren angebliche Freundin ihnen zwar mit ihrem Wissen vor der Nase herumgewedelt hat, jedoch nichts preisgeben wollte.

"Hier drin kann ich nicht sagen, welche Wände Ohren haben, also sollten wir uns einen geeigneten Ort lieber unter freiem Himmel suchen. Auch wenn wir wenig wissen, sollten wir dieses Wissen doch nicht leichtfertig preisgeben."

"Eine Gnomin? Soso. Meint Ihr, sie weiß etwas? Geht voran, Milady. Ihr werdet vielleicht am ehesten wissen, wo es sicher ist. Ich konnte mit ein paar Einheimischen reden. Wahrlich interessant, sag ich Euch."

Sichtlich hin- und hergerissen wandert Felidas Blick von der Ecke, um die Krizz verschwunden ist, dem Ausgang zu und wieder zurück. Schließlich bleibt er auf dem Mädchen hängen.

"Meinst du, du könntest mir eine Nachricht überbringen, falls der Kerl", sie nickt in Richtung des Verschwundenen,
"eine solche hinterlässt?"

Dann wendet sie sich dem Mann zu.

"Gehen wir an die Luft, dort redet es sich besser. Gerade mit Einheimischen konnte ich bislang nämlich nicht ins Gespräch kommen."

Langsam, noch immer in der Hoffnung, den alten Gefährten und dessen Wissen wieder zu erlangen, wendet sich Felida dem Weg nach oben zu.

Nina nickt und flitzt Krizz hinterher.
"Ich sehe schon.", meint Silk mit einem wissenden Lächeln. "Ihr wisst, wie Ihr Ohren loswerdet. Nun, dann wollen wir einen Ort finden. Darf es noch in der Stadt sein? Oder wollen wir uns lieber nach draußen, außerhalb der Stadtmauern begeben?" Er lächelt. Wie üblich. Und bietet seinen Arm an.

"Ein offener Ort, an dem sich niemand in Hörweite verstecken kann, wird sich bestimmt auch in der Nähe finden."

Felida ignoriert den angebotenen Arm demonstrativ und geht an Silk vorbei, dem Tageslicht entgegen.

Ein gemurmeltes "Kleiner süßer, pikanter Teufel." ist noch zu hören, bevor er ihr folgt.

Endlich wieder aus dem Gewirr von Treppen und Gängen befreit, sucht die Halbelfe noch immer nach einem geeigneten Ort für einen Wissensaustausch. Mangels besserer Ideen schlendert sie schließlich in Richtung Stadt, der Platz vor der Burg wird reichen müssen. Garnicht weit von der Anschlagtafel entfernt bleibt sie schließlich stehen und wendet sich Silk zu.

"Gut, dann mal raus mit der Sprache. Was erzählt sich das Stadtvolk für Schauermärchen?"

Er zwinkerte ihr zu. "Dass Ihr wieder sofort weglaufen könnt, nachdem Euch etwas dargeboten worden ist? Täubchen, ohne anmaßend sein zu wollen, ich denke, Euch den ersten Schritt abzuverlangen wäre mehr als nur gerecht."
Sein übliches Lächeln erweiterte sich. Er zog die Lippen nach oben, dass die Backenzähne zum Vorschein kamen.

"Wäre das mein Ansinnen, ich würde sicher nicht derart plump vorgehen, vielleicht aber dafür etwas direkter."

Felida wirft ihm einen belustigten Blick zu und rafft sich dann übertrieben zu Erklärungen auf.

"Aber gut, da dies nicht die Art von Auftrag zu sein scheint, derer man sich alleine annehmen sollte...
Bislang wissen wir, weiß ich, kaum mehr als auf dieser Tafel verraten wird. Frauen sind verschwunden, eigentlich ist kaum noch ein Weib in dieser Stadt verblieben. Aus irgendwelchen Gründen werden die Täter unterhalb der Stadt, in der Kanalisation vermutet. Eine, wenn auch lausige, Karte ist leider im Besitz meines Partners verblieben und damit außer Reichweite.
Und im Kerker sitzt eine Gnomin, die zumindest Wissen vorgibt.
Der Standort des Hauses, zu dem ich gebracht werden sollte, ist mir leider unbekannt."

Mit ausgebreiteten Armen unterstreicht die Halbelfe die Tatsache, dass ihr Wissen damit erschöpft ist.

"Das wars. Mehr konnten wir in nur einem Tag nicht in Erfahrung bringen. Diese Kerle scheinen so gut organisiert zu sein, wie die Gnomin behauptet, denn nützliche Informationen sind so rar wie Schweine in den Bergen."

Nickend nimmt er die Informationen auf, überlegt nachhaltig. Als Felida die Gnomin erwähnt, zieht er so manches Mal die Augenbrauen hoch, murmelt: "Da befindet sie sich also."

Grübelnd reibt er sich die Schläfen. "Wir sind durch das Armenviertel gezogen. Lange Prozedur. Und hässlich. Ein paar Frauen waren dort noch zu finden, wenn man sie so zu nennen vermag. Zernarbt und ausgemergelt. Man musste schon die Türen teilweise eintreten, dass sie einen einließen. Und der Gestank, sag ich Euch. Nicht mehr von dieser Welt. Sie haben sich dermaßen einverbarrikadiert, erhalten manchmal Essen durch die verriegelten Fenster und kommen nicht mal zum sch.... zum .. für die Exkremente heraus. Sie sagen, dass wohl ein Wagen die Kanalisation befährt. Aber nicht durch die Tore. Er muss wohl durch die Kanalisation hergelangen. Und nun ratet mal, wer den Eingang kennen könnte."

Dass jemand die plappernde Corykin vermissen könnte, damit hat Felida wirklich nicht gerechnet. Allerdings bekommt sie das drängende Lachen recht schnell wieder in den Griff, als plötzlich doch neue Informationen hervorsprudeln.

"Ein Wagen in der Kanalisation? Wenn das kein Ammenmärchen ist, dann ist die Idee einem schlauen Kopf entsprungen.
Und nein, mir ist absolut nicht nach Ratespielen, die verdammte Gnomin mir ihrem seltsamen Geseier hat mehr Nerven gekostet als ein Tag verschleißen sollte. Also raus mit der Sprache."

"Das ist tatsächlich das, was ich hörte. Ich hatte gehofft, dass Ihr mehr damit in Verbindung hättet bringen können." Er überlegt angestrengt.
Aber irgendwie müssen sie die Frauen herausgebracht haben. Diese Massen werden doch nicht einfach zum Stadttor herausspaziert sein?"

"Einfach so durch das Tor werden sie sicher nicht verschwunden sein. Und wahrscheinlich ist es kein Zufall, dass dies gerade hier geschieht, wo der Boden einem Mäusenest gleicht. Das Wenige, was ich in Erfahrung bringen konnte, deutet alles auf die Jaucheflüsse in den alten Katakomben hin.
Aber ein Wagen? Da unten?" Sie schüttelt den Kopf. "Das klingt wie einem wirren Traum entsprungen.

Wo soll denn dieser mysteriöse Eingang sein?"

Er zuckt mit den Schultern. "Mehr habe ich nicht gehört. Vielleicht befinden sich noch alle Frauen unterhalb der Kanalisation. Dass man keine Geräusche von unten hört, mag an dem guten Mauerwerk liegen.

Doch wie sollen wir vorgehen? Seht, ich bin kein allzu schlechter Kämpfer, jedoch habe ich meine Bedenken, in einem unbekannten Abwasserlabyrinth herumzurennen. Ohne zu Wissen, wer unser Gegner ist und wie viele es derer sind. Eine Handvoll - nun, dieses wäre durchaus für unsere Klingen machbar. Aber was sollte eine handvoll Männer mit den gesamten Frauen einer Stadt anfangen wollen? Vielleicht betreiben sie ein Bordell. Dann jedoch werden mehr Personen eingeweiht sein und unsere Gegnerzahl entsprechend größer werden. In dem Fall könnte jeder männliche Bürger eine Gefahr für uns sein."

Er zuckt mit den Schultern. "Habt Ihr Vorschläge zum Vorgehen?"

"Tjaaaa...
Genau darin liegt das Problem, vor dem ich seit dem Verschwinden meines Partners stehe. Anders als er habe ich keinerlei Kontakt zu diesen Kerlen gehabt, mit ihm also einige wichtige Informationen eingebüßt. Damit sind wir also ähnlich schlau, wie gestern.

Wir könnten noch einmal auf gut Glück in die Kanalisation steigen und würden wahrscheinlich wieder nichts finden. Zumindest hier nicht.
Allerdings scheint die Gnomin ja etwas zu wissen, vielleicht haben wir bislang also einfach nur unter dem falschen Stadtteil gesucht.
Bei unserer ersten Begegnung erzählte sie etwas von einem Friedhof in der Nähe ihres Hauses. Mit etwas Glück war das nicht bloß Palaver, sondern ein brauchbarer Hinweis."

Ebenfalls schulterzuckend unterbricht sich Felida und sucht nach weiteren Möglichkeiten, nicht sonderlich erfolgreich.

"Mehr fällt mir nicht ein. Selbst die miese Karte der Katakomben ist weg, wir müssten also rein nach Richtung gehen, wenn wir vom hiesigen Einstieg aus zum richtigen Ort gelangen wollen. Nicht gerade einfach in dem Loch da unten. Noch dazu weiß ich nicht einmal, wo dieser Friedhof überhaupt ist.

Wir sollten ihn wohl zuerst oberirdisch aufsuchen. Das ist zwar auch ein Schuss ins Blaue, aber zumindest riecht dieser besser."

Endlich hatte er eine Stadt erreicht... naja wenn man das hier Stadt nennen konnte. Den Weg vom letzten Dorf hier her musste er zu Fuß zurücklegen, denn seine Reisegelegenheit, ein fahrender Händler, kam nicht mehr hier her. Nach den Gründen hatte Ísólfur nicht gefragt. Er ging durch die Straßen und Gassen, bis er eine Taverne fand. Endlich...

Er ging hinein, und setzte sich sofort vorn an den Thresen. Mit seinem langen schwarzen, ärmellosen Mantel und dem Schwert am Gürtel schien er Aufsehen zu erregen, vor allem weil er neu hier in der Gegend war.

"Hey Wirt, bring mir einen vom Stärksten den du hast... ach was bring gleich zwei!"

Klirrend legte Ísólfur ein paar seiner letzten Münzen vor sich auf das zerkratzte Holz. Seine Feldfalsche war leer, seine Kehle trocken... er brauchte jetzt dringend etwas zu trinken. Eigentlich wollte er gar nicht in diese Stadt kommen, aber irgendwie lockten ihn die ganzen Gerüchte, ob wahr oder nicht. Er hatte schon immer einen Hang zum Abenteuer gehabt, auch wenn ihm das oft teuer zu stehen kam.
Nun saß er hier und wartete auf seinen Schnaps...