Kopfgeld - Sklavenhändler

Zwei Wachen stehen vor dem Tor. Sauber und streng dreinblickend.
"Willkommen Reisende. Was führt Euch nach Ornswell?"

Die Worte klingen weitaus harscher als die Wortwahl, gepfeffert mit einer gehörigen Portion Misstrauen. Doch ebenso respektvoll genug, um es sich nicht zu verscherzen.

Hinter den Stadttoren erblickt man ein recht wohlhabendes Viertel. Die wenigen Personen, die man erkennen kann, sind sauber und gut gekleidet. Nachtwächter ziehen umher und entfachen bereits die Nachtlichter.
Im Gegensatz zu den hiesigen Städten, ist der Geruch durchaus ertragbar. Gülle und Jauche sind weit entfernt von jeder Nase.

Na prächtig, was denn sonst noch? Scheinbar müssen die Wachen jeder nicht völlig heruntergekommenen Stadt jegliche Gäste vergraulen, es sei denn, diese können vor Gold und Geschmeide kaum noch stehen. Felidas Laune sinkt noch unter die gefühlte Temperatur.
Mühsam beherrscht sie sich und sackt noch etwas weiter in sich zusammen.

"Seid gegrüßt. Zwei Wandersleut suchen nach einer Herberge für die Nacht. Weg und Wetter sind zu übel, die Reise noch heute fortzusetzen."

Hoffentlich riechen sie beide nach den durchwanderten Tagen nicht allzu grässlich. Sollten diese Wachen nach einer kleinen Zuwendung heischen, sind nämlich zumindest die Taschen der Halbelfe eindeutig zu leer dafür.

Eine der Wachen nickt. "Dann seid willkommen, Reisende. Aber macht keinen Ärger. Und haltet Euch vor den beiden Siedlungen links und rechts fern. Den Weg können wir von deren Unfug freihalten. Aber drin sind die Sippen zu festgeschweist, als sie zu zerstreuen. Vor allem bürgt jeder für den anderen.
Also bleibt da draußen, wenn Ihr in keine Scherereien gezogen werden wollt, aus denen keiner Euch mehr ziehen kann.

Ein Gasthaus findet Ihr im Zentrum der Stadt."

Nickend, aber wortlos quittierte Ísólfur die Aussage der Wachen und schritt an ihnen vorbei in die Stadt. Er wollte einfach nur in ein Bett...
Nachdem sie ausser Hörweite der Wachen waren sprach er zu Felida.

"Wir müssen schlafen... und dann sollte einer nach dem rechten sehen, diort draußen. Der andere sucht unseren Kontaktmann, denke ich. Auch wenn die Gnomin noch so nervtötend ist, ich werde sie nicht den Händen dieser Verbrecher überlassen."

"Keiner sollte in solchen Händen sein.
Aber heute werden wir nichts Sinnvolles mehr ausrichten können. Entweder schlafen wir im Stehen ein, oder leisten uns Fehler, die uns den Hals kosten."

Suchend blickt sie voraus.

"Wo bleibt bloß diese verdammte Taverne?"

Straßen um Straßen voller Menschen. Allesamt gut gekleidet, manierliche Haltung. Menschen, Elfen, Gnome - ja, sogar riesige Wesen - groß, grobe Gesichtszüge, Ogern nicht unähnlich, liefen wohlgekleidet, jedoch recht ungelenk umher.

Teure Geschäfte zierten die Hauptstraße: Werkzeuge aller Art, säuberlich im Geschäft aufgereiht, Goldschmieden, Schmuckhändler, Kleidungsgeschäfte, Bäckereien, Metzgereien waren zu finden. Ja, sogar ein Geschäft, das behauptete, die neusten Neuigkeiten der Stadt zu verkaufen.
So fehlte es nicht an Gaststätten und Tavernen, die anscheinend jedem Geldbeutel passten.

Das Zentrum war von einzelnen Ständen umsäumt, die von Lebensmittel über allerlei bishin zu Raritäten alles zu verkaufen schienen. Recht am Rande dieser Szene befand sich ein großes Gasthaus, durchaus dem wohlbetuchten Durchschnittsbürger gerecht werdend.

Ein paar Damen - mit recht kurzen Stoffen bedeckt folgten ruhigen Schrittes nach kurzer Zeit. "Na Hübscher? Du scheinst etwas Erholung zu bedürfen. Darf ich Dir eine Massage anbieten?"
Auch zu Felidas Seite begab sich eine der Frauen. "Hättest Du Lust, mit mir einen Raum zu mieten? Männer sind schließlich nicht immer zu allem fähig." - mit einem allessagenden Zwinkern.

"Verschwindet ihr Dirnen... ich habe grad zu schlechte Laune, um mich auch noch mit euch zu beschäftigen." knurrte er zu den Frauen und drängelte sich weiter. Er zeigte auf das Gasthaus und fragte: "Habt ihr Geld mit? Ansonsten haben wir ganz schlechte Karten..."

Bei den Worten 'Geld mit' und 'schlechte Karten' scheinen die Damen rasch das Interesse zu verlieren und ziehen kommentarlos ihrer Wege.

"Etwas, ja."

Müdigkeit und üble Laune machen eben doch einsilbig. Felida muss sich regelrecht aufraffen, dami zumindest etwas mehr als diese zwei Worte aus ihr hinauskommen.

"Hoffentlich ist dieser Schuppen nicht das Ende meiner kümmerlichen Barschaft."

Ein Mensch stand vor der Tür und warb für das durchaus bereits gut gefüllte Gasthaus.

"Tretet ein, ihr Mannbilder und Weiber, edle Damen, edle Herren! Lasset Eure Gaumen verwöhnen von besten Speisen, die das Land zu bieten hat und den lieblichsten Weinen, die Eure Kehle je benetzten. Verschmäht nicht die edlen Tropfen, trocken, dass Euch das Herz aufgehe und genießet das Magenbitter, auf dass ihr nicht die Gürtel weiter schnallen müsst.

Weiche und warme Betten, trocken aus Gänsedaunen, dass Ihr meintet auf Wolken zu schlummern. Tretet näher, tretet ein!"

Missmutig brummte Ísólfur, als der Mann die Vorzüge des Hauses aufzählte. Bei der Erwähnung jeder Speise lief ihm das Wasser im Mund zusammen, und er wurde immer müder. Er ging bösartig starrend an ihm vorbei in den Schankraum, hasste es jetzt schon, nicht lange hier bleiben zu können... ausschlafen konnte er morgen früh wohl eher nicht.

Kaum hatten er und Felida den Raum betreten, wurde offensichtlich ein Mann auf sie aufmerksam. Er trat auf sie zu. "Seid gegrüßt. Sagt, Ihr kennt nicht zufällig einen Mann namens Dullefort?"

Er war gut gekleidet, sauber. Das Haar war fein frisiert und der Bart gezwirbelt.

Hoffentlich klingt das alles teurer als es ist.

Felida tritt in den Schankraum und kommt nicht einmal dazu, sich umzusehen. Nicht zu vergleichen mit den abgerissenne Gestalten der letzten Tage, aber in diesem Augenblick trotzdem nicht deutlich willkommener.

"Nein, nicht, dass ich wüsste."

Was nicht einmal gelogen ist, zumindest in diesem Zustand. Einen Augenblick überlegt sie noch, ob der Name nicht doch etwas zum klingen bringt, dann gibts sie es auf. Der Geruch nach einem baldigen Ende des Hungers vertreibt jeden weiteren Gedanken.

Enttäuschung und ein Zustand wie auf heißen Kohlen umschreiben die Mimik des Mannes durchaus.

"So könntet Ihr... ...?" er übelegt. "Darf ich Euch beide auf ein Glas und auf eine Speise einladen?"

"Einladen?"
Bei diesen Worten wurde Ísólfur leicht hellhörig.

"Wieso? Wer seid ihr?" Misstrauen war sein zweiter Vorname, wenn er hungrig, müde und nüchtern war.

"Mein Name", antwortete der Mann, "lautet Jerald. Und in der Tat ist meine Einladung mit einer Bitte versehen. Doch keine Sorge. Es ist lediglich eine Bitte.
Seht, es ist für mich von höchster Wichtigkeit, Herrn Dullefort zu treffen. Anscheinend hat er sich wie üblich... in der Zeit verschätzt. In einer der hiesigen Tavernen. Ich selbst möchte ungerne unseren Treffpunkt verlassen, falls er doch hier auftauchen sollte.", erklärte er sich.

Felida ächzt kaum hörbar. Noch mehr laufen?
Allerdings ist die Aussicht auf eine Einladung reichlich verlockend für eine Streunerin mit gefährlich leeren Taschen. Diese Stadt wirkt nicht gerade wie ein billiges Räuberloch.

"Nun, lasst hören. Vielleicht erholen sich die müden Beine ja bei einem guten Mahl."

Jerald bestellt zwei Mahlzeiten und einen Krug Bier. Er sucht nach einem freien Platz, hockt sich hin, bittet mit einer Handbewegung zum Sitzen.

"Herr Dullefort ist ein alter Freund von mir. Seine Einladung war von höchster Dringlichkeit. Aber er ist als alter Säufer und Tunichtgut verschrieen. Ich nehme an, er ist in einer der Kneipen oder 'geschlossenen Gesellschaften' geblieben. Ich wäre Euch wirklich dankbar, so Ihr nach ihm suchen würdet. Er ist durchaus schwer zu übersehen. Teure, durchaus auffällige Kleidung. Ihr wisst schon: Alle möglichen teuren Farben von grasgrün bis zu Scharlach, meist eine Kopfbedeckung mit breiter Hutkrempe und großer Pfauenfeder - er ist wahrlich nicht zu übersehen."

"Darf ich mich dazuhocken?", fragte eine piepsige Stimme zwischen den Personen. Just in dem Moment wurden Teller an den Tisch gebracht - und für mindestens eine Person zu wenig.
"Ich habe soooo einen Hunger! Und einen Durst!"

Felida fährt bei der Stimme regelrecht zusammen, scheinbar muss sie sich an Gnomengesellschaft erst noch gewöhnen. Fragend blickt sie Jerald an, schließlich ist dies hier nicht ihre Gesellschaft.
Und wenn das...
Siedend heiß fällt ihr in diesem Augenblick ein, dass ihr gesuchter Kontaktmann von einer Gnomin genannt wurde. Vielleicht haben sie ja einmal Glück auf dieser grausigen Reise.
Wenn nicht, ist zumindest eine kleine Ablenkung vom Anliegen des Menschen drin.

"Nennt uns doch erst einmal euren Namen."

"Ich?", fragte die quirlige Stimme. "Na, Corykin! Habt Ihr mich schon derart vermisst, dass Ihr mich vergessen habt? Und wie schmeckt das Essen? Darf ich mal?"

Verwundert und erschrocken blickt Jerald zu der kleinen Hand, die nach dem Essen grabscht.
"Ihr kennt diese Gnomin?"

(Huch, da hab ich wohl bissi was falsch verstanden^^)

Felida beugt sich zu Corykin.

"Tatsächlich... Wie kommst du hierher? Haben die... Geht es dir gut?"

Sie wundert sich über sich selber, dass der Anblick dieser Gnomin sie einmal freuen könnte, hätte die Halbelfe wirklich nicht erwartet.
Tausend Fragen fallen sie ein, die sie hier allerdings nicht zu stellen wagt. Stattdessen wendet sie sich erst einmal wieder Jerald zu.

"Ja, wir beide kennen sie. Aber hier und jetzt habe ich wirklich nicht mit ihr gerechnet."

Felida verzichtet nach kurzer Überlegung ebenfalls auf jegliche Manieren und nimmt sich ein Stück Fleisch.

Ísólfur blickt den Mann immer noch mit äußerster Skepsis an. Er wusste nicht, waserdavon halten sollte. Ein bürgerlicher, der einen Trunkenbold zum Freund hat, und nun zwei völlig Fremdedamit beauftragt ih zu suchen...wie wahrscheinlich war es, dass das alles so stimmte?

Doch vorerst war Corykin wichtig.

"Hast du eigentlich nichts besseres zu tun, als in den ungaublichsten Momenten aus dem Nichtsaufzutauchen?" fragteer die Gnomin mit einem freundlichen Lächeln und aß ebenfalls ein wenig von dem Essen... jedoch nicht ohne vorher daran gerochen zu haben... vielleicht war es ja vergiftet,doch der Hunger siegte.

"Ei, wie ich hierher komme? Ich bin gelaufen. Mit den Füßen. Oder Beinen. Wie jeder. Oder wie seid Ihr hierher gekommen?" Sie deutet zur Tür. Sie schnappt sich etwas von dem anderen Teller, stopft sich den Mund voll.
"Doochhhhh Effen.", teilt sie Ísólfur mit einem fetten Grinsen mit.

Den Mann gegenüber ignoriert sie vollends.