Das Lagerfeuer

"Ja. Schon. Verwundert Euch nicht seine Reaktion...?", fragte sie leise die Menschenfrau.

Sie kramte vorsichtig in ihrem Beutel. Unvermittelt fragte sie Loren: "Spielt Ihr ein Instrument? Oder seid in einer anderen Kunst behände?"

Gelangweilt besah sich die Gnomin ihre Umgebung.
Neugierig fixierte ihr Blick den Beutel der Elfe.

"Darf ich mir eigentlich etwas zum Essen nehmen?"

"Ein Instrument? Ich? Nein leider nicht... aber daran habe ich ehrlich gesagt auch noch nie Interesse gezeigt.

Und nein seine Reaktion verwundert mich nicht im Geringsten... er ist sehr gewöhnungsbedürftig, ich weiß, aber ich kenne ihn jetzt lange genug, um zu wissen, wann er wie und warum handelt."

"Er ist außergewöhnlich für Euch, nicht wahr?" Sie warf ihr einen gewissen schmunzelnd wissenden Blick zu.

Kurz schien sie abgelenkt zu sein, blickte zu dem Geräusch, das sie gerade noch meinte, wahrgenommen zu haben.

Er ging ein paar weitere Schritte auf das Feuer zu.

"Guten Abend! Seid gegrüßt, ich will euch nichts Böses." begann er seine Rede und erhob beschwichtigend beide Arme."Ich habe lediglich einige Fragen. Zunächst einmal: Wo bin ich hier?"

"Du bist in einem Wald!", quiekte das Mädchen zugleich, freudig überrascht. "Wusstest Du das nicht?"

Erschrocken fuhr die Elfe zusammen. Dieses gequietsche war Säure für ihre Ohren.
"Ihr befindet Euch ein paar Tagesreisen von dem Dorf Morgensaat entfernt. Seid Ihr in Ordnung?"

Er sah das kleine Mädchen an und musste zwangsläufig lächeln. Sie erinnerte ihn irgendwie an seine Schwester... so unbeschwert und vorlaut.
Doch dann wandte er sich wieder der hager wirkende Frau zu, die ihm weitergeholfen hatte.

"Mir geht es gut... danke, nur die Kälte und der Hunger treiben mich ins nächste Dorf. Sagt, in welche Richtung muss ich denn gehen?"

Das Gespräch riss Kelgar wieder aus seinem Halbschlaf und er erhob sich erneut. Als er den Neuankömmling sah, nickte er ihm zu und wandte sich an seine Gastgeberin.

"Ein Bekannter von euch Cythi?"

"Ein Bekannter..? Wie? Oh, nein... Nein, kein Bekannter.", meinte die Elfe mit verwirrten Ton.

"Ich... also, falls Ihr müde seid, solltet Ihr vielleicht hier bleiben. Nahrung ist genug hier. So Ihr möchtet. Und das Feuer... sollte auch Euch wärmen. Also... nur, wenn Ihr möchtet.", meinte zögerlich.

"Das ist äußerst großzügig von euch, aber ich habe leider kein Geld, und muss daher ablehnen. Aber dennoch vielen Dank.
Aber mich packt die Neugier: Darf man erfahren, was ihr hier mitten im Nirgendwo macht?"

"Ich vermute, dass unsere herzensgute Gastgeberin einem so hübschen Mann Kost und Logie erstatten wird, so wie sie es auch schon bei uns getan hat. Und unsere Gründe, warum wir hier sind, gehen euch in keinster Weise etwas an..."

Sie sah beim sprechen nicht einmal von ihrem Essen auf.

"Jaa, das stimmt! Und, ach das mit dem Gold ist nicht schlimm! Ich lade Dich ein!", rief das Wesen großmütig und großzügig.
"Nimm Dir ruhig, großer Junge.
Also, ich weiß ja nicht, was die anderen hier machen, aber ich brauchte etwas Luft von der Stadt. Die ganzen Menschen, Elfen, Zwerge treten einem schon schnell auf die Füße."

"Ja wer ist denn nun die Gastgeberin hier?" fragte er das kleine Mädchen lachend und kam ein paar Schritte näher.
"Nun, wenn es wirklich keine Umstände macht, würde ich sehr gern etwas Essen. Und euch, junge Dame, wollte ich auf keinen Fall mit meiner Frage beleidigen, oder euch zu nahe treten. Natürlich geht es mich nichts an, wir alle haben unsere geheimnisse, nicht wahr?"

Er setzte sich zum Feuer neben das kleine Mädchen und streichelte ihr lächelnd durch die Haare."Na dann danke ich ihnen viiiielmals, gütiges Fäulein." scherzte er.

"Ahhhm...", meldete sich die Elfe zu Wort, schaute etwas sehr verdutzt.

"Nehmt Euch ruhig.", bestätigte sie Loren.

"Ich wache ein wenig über die Reisenden. Es gab wohl ein paar... Überfälle in der Nähe, wenn Ihr es genau wissen möchtet. Habt Ihr etwas davon gehört?"

Erneut faszinierte sie Loren, wie unterschiedlich sie auf Menschen reagieren konnte.

"Überfälle? Nein davon hab ich nichts gehört... aber ich muss gestehen, ich bin auch nicht aus dieser Gegend, und kenne mich daher hier in keinster Weise aus."

Er nahm sich etwas Fleisch und ein wenig Tee.

Die Gnomin freute sich sichtlich über so viel Aufmerksamkeit.
"Aber gerne!", überging sie die anderen Damen und wirkte wie ein schwanzwedelnder Welpe.
"Och, Du bist siiicher sooo müde, wenn Du durch diese ganze unbekannte Gegend gereist bist, nicht wahr. Darf ich Dich füttern?"

Korrol verschluckte sich fast vor Lachen, prustete lauthals los und konnte gerade noch so aufhören, bevor er in Tränn ausbrach.

"Also kleine Lady, ich muss schon sagen eure Fürsorge kennt ja wahrlich keine Grenzen, aber ich bin schon erwachsen, und kann alleine essen, vielen dank."

"Ja, dass Du es kannst, bezweifel ich ja auch nicht.", meinte die Gnomin empört. "Sonst wärst Du wahrscheinlich auch irgendwann verhungert. Und so abgemagert wirkst Du ja nun auch nicht - nein, eigentlich gar nicht. Aber Du solltest gaaanz sicher Deine Kräfte schonen, ja? Nein?"

Ihr Grinsen wurde breiter und breiter.

"Wie heißt ihr Reisender? Mein Name ist Kelgar, das dort drüben meine Begleiterin Loren und unsere Gastgeberin nennt sich Cythi"

"Und ich bin Corykin!", fügte die Gnomin empört hinzu. Wie konnte er sie denn nur übergehen?

Mit gespitzten Lippen schaute sie zur Kelgar rüber und fragte: "Hast Du mich denn schon vergessen? Ich bin die, die Dein Buch nicht anrühren soll."

"Oh verzeiht, wie konnte ich das nur vergessen? Mein Name ist Korrol Antuagista de Fieri."
Entschuldigend senkte er den Kopf.

"Ich kann mich selber vorstellen Kelgar!" raunte sie ihren Begleiter an, welcher daraufhin betroffen zu Boden blickte. Mehr sagte sie allerdings nicht, sondern aß schweigend den letzten Rest ihres Fleisches.